Helensburgh-Lawrence Hargrave Drive, Stanwell Tops Lookout
Am Grand Pacific Drive
Australien/Melbourne 13.3.2014
Abschied von Gloria und Sydney Es war das erste Mal seit Antritt meiner Reise, dass ich wochenlang selbstständig ohne Führer und Fahrer unterwegs sein würde. Ich zweifelte nicht am Erfolg, doch der Anfang war einfach hart. Dabei klappte alles wunderbar, es kam nicht das geringste Problem auf. Mein erstes Etappenziel hieß Wollongong, die drittgrößte Stadt in New South Wales, und lag direkt am Grand Pacific Drive, der mir die Route vorgab. Diese weltbekannte Route startet südlich von Sydney am Eingang des herausragenden Royal National Park, den ich ein paar Tage zuvor durchwandert hatte, und führt rund 140 Kilometer in den Süden. Grand Pacific Drive-Sea Cliff Bridge Trotz aller Vorbereitung schaffte ich es nicht, vor 10 Uhr 30 abzureisen. In das GPS hatte ich die kleine Stadt Helensburgh eingegeben, die südlich des Royal National Park liegt. Kurz nach Mittag traf ich dort ein und verschnaufte erst einmal. Ich stellte mein Auto einfach am Rande eines Sportplatzes ab. Hier war gar nichts los, was mir durchaus recht war. Ich aß und trank ein wenig. Später fuhr ich ein wenig herum in der großflächigen Gemeinde und stieß auf eine Pferderanch, die texanische Hengste importierte. Ich hatte meinen Rhythmus gefunden und war bereit für die ersten Erlebnisse. Der Grand Pacific Drive konnte nun kommen. Blick von der Sea Cliff Bridge in die Tiefe Die Sea Cliff Bridge wurde nach einer Bauzeit von nur achtzehn Monaten im Dezember 2005 eröffnet und hat eine prognostizierte Lebensdauer von mehr als einhundert Jahren. Der Verlauf wurde so gewählt, dass die vormals ständig bedrohenden Felsstürze und Dammrutschungen ausgeschaltet werden konnten. Die naheliegende Kohlengrube schloss im Jahr 1992. Ich war ein Stück zu weit weg stehen geblieben, und es dauerte bis ich zur Brücke kam. Grand Pacific Drive-Mike Dwyer Reserve In der Folge fuhr ich durch eine Reihe netter kleiner Ortschaften, mit schönen Stränden und interessanten Plätzen. In Bulli, wo im Jahr 1863 auch die erste Kohlenmine eröffnet hatte, streifte ich kurz durch den Tourist Park, konnte aber nichts Weltbewegendes ausnehmen. Gegen 16 Uhr fuhr in Wollongong ein und begann, was mir im Vorfeld das meiste Kopfzerbrechen bereitet hatte, die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Die Stadt war mir sympathisch, und ich fand mich bald zurecht. Es gab ein paar Hinweise auf Motels. Einmal blieb ich stehen, war aber nicht überzeugt. Der nicht unfreundliche Mitarbeiter gab mir dann den entscheidenden Hinweis. Beim zweiten Anlauf klappte es, obwohl natürlich zu teuer und den Preis nicht wert. Doch damit hatte ich gerechnet, es hatte keinen Sinn weiter zu jammern. Ich lud meine Sachen aus und fuhr sofort weiter auf Entdeckungsreise. Wollongong-Port Kembla, Lookout Hill 60 Am zweiten Tag ging es sofort voll zur Sache, ein dichtes Programm wartete auf mich. Gleich nach dem Auschecken aus dem Motel, was bis 10 Uhr zu passieren hatte, fuhr ich zur naheliegenden Küste. Ein langgezogener schöner Strand wird im Süden von den rauchenden Industrieanlagen begrenzt. Wollongong-The Blue Mile Eine Namensgleichheit zweier Straßen führte mich dann fälschlicherweise noch einmal nach Port Kembla. Ich wollte zur Filiale meiner Autovermietung in Wollongong, da ich schon erkannt hatte, dass meine Mietdauer von mir zu kurz angesetzt worden war. Die kleine Odyssee kostete mich mindestens eine halbe Stunde an wertvoller Zeit. Endlich fand ich nach nochmaliger Rückfrage im Motel die gar nicht weit entfernte Station. Der Mitarbeiter half mir per Anruf in Sydney, das Auto bis zum 10. März zu verlängern. Ein Stein fiel mir vom Herzen, dass die Angelegenheit so gut erledigt werden konnte. Der Höhepunkt des Tages sollte aber mein Besuch des größten buddhistischen Tempels in der südlichen Hemisphäre werden. Wollongong-Nan Tien Buddhist Temple Beim Bau durch chinesische Handwerksleute wurden traditionelle Techniken und Materialien eingesetzt jedoch unter Berücksichtigung zahlreicher moderner Merkmale. Die Architektur des Komplexes ist insofern bemerkenswert, als Kennzeichen verschiedener buddhistischer Stilrichtungen vereinigt wurden. Wollongong-Nan Tien Buddhist Temple, Great Mercy Shrine Der Tempelkomplex beinhaltet zwei mächtige Gebetshallen, den Great Mercy Shrine und die Great Hero Hall, die mehrere Buddha und Bodhisattva Figuren beherbergen. Die achtstöckige Pagode dient als Urnenhalle für die Asche von bis zu 7000 Menschen. In der ersten Halle befindet sich die Statue des tausendhändigen Avalokitesvara, der in der chinesischen Kultur als Kuan Yin bekannt ist, und die zweite Halle bewohnen die fünf Dhyani Buddhas in verschiedenen symbolischen Haltungen. Beide Räume sind mit tausenden kleinen Buddha-Figuren an den Wänden angefüllt. Zusätzlich gibt es zahlreiche Konferenz- und Tagungsräume, ein Museum, sowie kulturelle und Beherbergungseinrichtungen für die Mönche, Nonnen und Besucher. Auch ein vortreffliches Restaurant, das ich gerne besucht hatte, war zu finden. Im großen Garten steht die Pagode. Wollongong-Nan Tien Buddhist Temple Wollongong-Nan Tien Buddhist Temple, Great Hero Hall Mein nächstes Ziel, bevor ich Wollongong wieder den Rücken zukehren musste, war der Mount Keira Lookout. Ich befand mich schon auf halbem Weg, als ein Schild mich stoppte. Die Zufahrt war wegen Felssturzgefahr gesperrt. Ich blieb stehen und stillte ein wenig meinen Hunger. Es fuhren zwar laufend Autos an der Absperrung vorbei, doch das wollte ich allein im Ausland nicht riskieren. Ich hatte keine Ahnung, was hier wirklich los war. Zurück in der Stadt holte ich mir noch ein paar Ratschläge vom Info-Center, die es hier in wichtigen Orten überall gab, zog Geld aus einem Bankomaten, schaute noch bei der City Central Presbyterian Church vorbei und fuhr in Richtung Kiama nach Süden ab. Das Wetter war zwischenzeitlich bewölkt, was mir nicht besonders gefiel. Kiama Blowhole Kiama Harbour Nachdem ich das Motel innerhalb Kiamas wegen Ausbuchung leider hatte wechseln müssen, machte ich mich auf den Weg zum Blowhole Point an der Landspitze. Auf dem Hügel steht auch ein kleiner weißer Leuchtturm und daneben, dem Wasser zugeneigt, liegen die Gesteinsformationen mit dem Blasloch. Jamberoo Valley-Auffahrt auf den Saddleback Mountain Westlich von Kiama liegt das immergrüne Jamberoo Valley mit seinen saftigen Wiesen, Weiden und Koppeln. Fast hätte mich die malerische Gegend an Österreichs Almen erinnert, wenn da nicht von den Aussichtspunkten das Meer und die Strände zu sehen gewesen wären. Noch bevor ich das in den 1820er Jahren besiedelte kleine Dorf Jamberoo erreichte, bog ich zum Saddlepack Mountain Lookout ab. Die schmale Bergstraße kletterte unaufhörlich die Steigung hinauf, und bald konnte ich mich an herrlichen Ausblicken erfreuen. Ich hatte mich in einem Halbkreis wieder dem Meer genähert, welches nun auch zu sehen war. Jamberoo Valley-Am Saddleback Mountain Der Rotary Lookout zu Fuß ein kleines Stück weiter ermöglichte einen Blick in die südlichen Ebenen zum Seven Mile National Park. Ursprünglich bestand die gesamte Küstenregion rund um Kiama aus Regenwald, wovon heute nur noch spärliche Überreste vorhanden sind. Jamberoo Valley-Minnamurra Rainforest, Minnamurra Falls Über Jamberoo, das zwar ganz nett anzusehen war, aber ein wenig verloren auf mich wirkte, kam ich zum Minnamurra Rainforest Centre, wo es zwei gut ausgebaute Naturwanderpfade gibt. Nach anfänglichem Zweifel wegen der langen Gehzeit entschied ich mich für den Eintritt. Ziel war ein Wasserfall, der am Ende der Wanderung als Belohnung winkte. Der Regenwald bot nicht wirklich etwas Neues für mich. In Südostasien war ich unzählige Male in weit spektakuläreren Regenwäldern unterwegs gewesen. Ich folgte einem kleinen Bachlauf und sah interessante Pflanzen wie große Würgefeigen, die sich an Baumriesen emporrankten. Der Weg war im ersten Abschnitt so ausgebaut, dass auch Rollstuhlfahrer eine Chance hatten. Später wurde es steiler und nach einiger Zeit kam ich zu einem kleinen Wassergerinnsel, das als Lyrebird Falls betitelt wurde, nicht der Rede wert. Ein Stück weiter traf ich auf die Lower Minnamurra Falls, die in einer tiefen engen Schlucht unterhalb zu sehen waren. Der Zugang ist seit einer Hangrutschung im Jahr 1989 nicht mehr möglich, der Blick hinunter war aber durchaus imposant. Als Abschluss warteten die Minnamurra Falls, die vom gleichnamigen Fluss in einem Sumpf- und Feuchtgebiet am Budderoo Plateau gespeist werden. Jamberoo Valley-Carrington Falls Über Robertson einem kleinen Ort an der Hauptstraße schwenkte ich wieder in Richtung Süden zu den Fitzroy Falls. Ich machte an einer kleinen Tankstelle mit Imbiss Halt und unterhielt mich mit dem Besitzer. Er war schon in Österreich Ski fahren und erzählte mir ein paar seiner Abenteuer. Auch kannte er einen Österreicher, der hier in der Gegend lebte. Die Fitzroy Falls liegen im Morton National Park an gewaltigen Felswänden aus Sandstein, die bereits in der Abendsonne leuchteten. Fitzroy Falls im Morton National Park Der Eingang zum malerischen Kangaroo Valley befand sich vor mir. Das Tal liegt noch ein Stück weiter im Süden und schloss den Kreis meiner Rundfahrt nun fast ab. Im Tal findet man Felsklippen im Regenwald, Weideland, Eukalyptusbäume an den Flüssen und die Hampden Bridge. Diese berühmte Brücke aus Holz, Sandstein und Eisen ist der formale Beginn des Tals und liegt ein paar Kilometer nördlich der Stadt Kangaroo Valley. Unterhalb der Brücke gibt es einen kleinen Strand, wo man auch schwimmen kann. Die Hampden Bridge stellt Australiens bedeutendste Hängebrücke aus Holz und Eisen dar und wurde im Jahr 2010 nach Materialermüdung generalsaniert. Kangaroo Valley-Hampden Bridge Am nächsten Morgen verließ ich Kiama Richtung Süden. Ich wollte mir den vom Berg aus gesehenen Seven Mile Beach von der Nähe anschauen. Schon von einem Hügel aus neben der Straße ließ sich der schön gewundene Strand gut erkennen. Leider war das Wetter weiterhin nicht ganz klar. Es gab zwar keinen Regen, doch die Sicht war behindert. Ich befand mich in der Weinregion Shoalhaven und steuerte auf Shoalhaven Heads zu. Shoalhaven Heads Noch weiter südlich liegt die herrliche Jervis Bay mit klarem türkisfarbenem Wasser, wunderbar schönen weißen Stränden und Huskisson als Hauptort der Bucht. Die kleine Stadt hat nicht einmal zweitausend Einwohner und oftmals vermutlich mehr Touristen als Einheimische. Im Jervis Bay Visitors Centre ließ ich mich über die Gegebenheiten vor Ort aufklären, und die nette Dame konnte mir nach ein paar Telefonaten eine passable Unterkunft im ruhigen Nachbarort Woollamia vermitteln. Jervis Bay-Woollamia Quiet Bush Setting Nachdem ich meine Sachen verstaut hatte, kehrte ich ins nahe Huskisson zurück und schaute mich um. Am Wasser liegt der Marine Park und im Zentrum des Ortes mündet der Currambene Creek ins Meer. Die Mangrovenwälder und Seegras-Flächen bieten ein Zuhause für ein reiches Tier- und Pflanzenleben. Hier sind schwarze Schwäne, viele Vogelarten und auch Seeadler zu Hause. Die Jervis Bay war im Februar 1964 auch der Schauplatz der größten Schiffskatastrophe zu Friedenszeiten in Australien. Damals schlitzte der australische Flugzeugträger HMAS-Melbourne während der Nacht die ebenfalls nicht kleine HMAS Voyager in zwei Hälften auf, wobei 82 Besatzungsmitglieder der Voyager starben. Ein Denkmal im Marine Park erinnert an dieses Desaster. Jervis Bay-Hyams Beach Am nächsten Morgen erhielt ich einen Anruf vom Schifffahrtsunternehmen, dass die Besichtigungstour wegen rauer See und schlechter Sicht abgesagt werden musste. Darüber war ich außerordentlich unglücklich, denn gerne hätte ich Delphine und die außergewöhnliche Küstenlandschaft von der See aus gesehen. Mein Geld erhielt ich anstandslos zurück. Jervis Bay-Booderee National Park, Hole in the Wall Jervis Bay-Booderee National Park, Murrays Beach Jervis Bay-Booderee National Park, beim Cape St. George Historic Lighthouse Nach diesem Abenteuer auf den Klippen ging die Rundfahrt weiter zum Moes Rock. Über einen kurzen Pfad wanderte ich zu den Felsen an der brandenden Küste. Eine gewaltige Felsplattform lud ein, sich dem Wasser ein wenig anzunähern. Die Brecher waren an diesem Tag allerdings so stark, dass es nicht angeraten war, sich zu weit nach vorne zu wagen. Jervis Bay-Booderee National Park, Mündung des Stony Creek Am Standort des Stony Creek fließt ein schwaches Bächlein zwischen schönem Felsgestein Richtung Meer, wird aber von der Wucht der Flut immer wieder flussaufwärts gedrückt. Ich kletterte die durchlöcherten scharfen Felsen zum Bachlauf hinunter und beobachtete eine Weile das Spiel der Kräfte. Hier fast auf Augenhöhe mit den Brechern der See, kam mir die Wucht noch größer vor als zuvor beim Moes Rock. Wären da nicht die tödlichen Felsen, gäben diese Wellen sicher ein tolles Revier für die Surfprofis ab. Die Zeit war zwischenzeitlich bereits vorangeschritten. Es hätte noch einige Attraktionen mehr im Park gegeben darunter einen tollen Botanischen Garten, doch dafür war es schon zu spät. Das Auto war von den vielen Fahrten auf unbefestigten Straßen so verstaubt, dass ich es wieder einmal waschen musste vor meiner nächsttägigen Abreise. Danach nützte ich das Angebot meines Vermieters und arbeitete kurz in seinem Schuppen mit meinem Computer, denn sein Wi-Fi funktionierte nur dort. Immer wieder begann es zwischendurch zu regnen. Die schöne Jervis Bay hatte sich bei meinem Besuch wettermäßig leider von der tristen Seite gezeigt. |